Dein Hund sieht ein Kaninchen – und ist sofort weg. Kein Hören, kein Rückblick, nur noch der Instinkt. Kommt dir das bekannt vor? Dann lies weiter.
Jagdverhalten ist kein Ungehorsam, sondern ein tiefer Instinkt. Aber: Du kannst lernen, damit umzugehen. Mit Training, Alternativen und Verständnis schaffst du Sicherheit für deinen Hund und dich.
Die 3 wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick
- Jagdverhalten ist normal: Es ist ein uralter Instinkt, kein Fehlverhalten.
- Rückruf allein reicht nicht: Du brauchst ein Paket aus Impulskontrolle, Alternativen & Vertrauen.
- Gezieltes Training wirkt: Mit Schleppleine, Nasenarbeit und emotional aufgeladenem Rückruf kannst du echte Fortschritte machen.
Warum jagen Hunde? Verstehe den Instinkt & erkenne das Problemverhalten
Hunde jagen nicht, um dich zu ärgern – sondern weil ihr Gehirn dafür gemacht ist. Die sogenannte Jagdsequenz zeigt, wie tief das Verhalten verankert ist:
- Ortung (Hund nimmt Geruch oder Bewegung wahr)
- Fixieren (Blick bleibt starr auf Reiz gerichtet)
- Anschleichen (langsam, lautlos)
- Hetzen (schnelles Verfolgen)
- Packen & Töten (je nach Rassetyp unterschiedlich stark ausgeprägt)
Merke:
Beim Hetzen wird im Hundegehirn Dopamin ausgeschüttet. Das bedeutet: Jagen „belohnt“ sich von allein. Deshalb wirkt es so schwer kontrollierbar.
Die häufigsten Auslöser für das Jagdverhalten bei deinem Hund
Jagdverhalten wird oft durch intensive Gerüche, schnelle Bewegungsreize, sichtbare Tiere, genetische Veranlagung oder auch durch Unterforderung ausgelöst – je früher du diese Reize erkennst, desto besser kannst du gegensteuern.
So stoppst du das Jagen effektiv mit Rückruftraining & Impulskontrolle
Ein sicherer Rückruf beginnt nicht im Wald, sondern im Wohnzimmer. Erst ohne Ablenkung, dann mit steigender Schwierigkeit.
So baust du einen stabilen Rückruf auf:
Konditionierung mit Superbelohnung:
Name + Kommando (z. B. „Hier“)
Belohnung: Lieblingsspielzeug oder Jackpot-Futter
„Schau mich an!“-Training:
Blickkontakt wird markiert (z. B. mit Klicker) und belohnt
Aufbau der Aufmerksamkeit als Basis
Simulation mit Reizangel:
Reiz (z. B. Felltier an Schnur) wird kontrolliert bewegt
Rückruf wird in der Erregungslage geübt
TIPP:
Regelmäßigkeit und Emotion sind der Schlüssel!
Praktische Übungen gegen das Hetzen deines Hundes
Macht Reizangel-Training Sinn?
Ja, wenn kontrolliert eingesetzt:
- Ziel: Erregung zeigen lassen – aber abbrechen
- Lerneffekt: Hund erfährt Selbstkontrolle
- Wichtig: Immer mit Abbruchsignal ("Schluss") kombinieren
Häufige Fehler:
- Zu früher Einsatz im Wald
- Fehlende Belohnung nach Abbruch
- Kein Aufbau der Distanzschritte
Jagdtrieb umlenken: Nasenarbeit, Apportieren & alternative Beschäftigungen
Beschäftigung statt Verbot! Hier kommen drei Top-Methoden:
1. Nasenarbeit für Anfänger
Lege eine einfache Fährte mit Wurstwasser oder Trockenfutter
Führe deinen Hund an der Schleppleine
Belohne, wenn er ruhig folgt
2. Zerrspiele mit Abbruchsignal
Starte das Spiel auf Kommando
Stoppe mit „Aus!“, dann kurze Pause, Lob
Baue so Impulskontrolle ein
3. Apportieren & Futterbeuteltraining
Simuliert die Jagdsequenz
Der Hund lernt: „Ich darf, aber mit dir gemeinsam.“
Merke:
Wenn dein Hund doch jagt, bleib ruhig, setze auf ein konditioniertes Notfallsignal wie die Trillerpfeife, arbeite mit plötzlichen Richtungswechseln oder überraschenden Reizen – aber lauf niemals hinterher.
Falls es wirklich schiefgeht – So schützt du deinen Hund vor Jagdunfällen
Sicherheit vor allem:
- Reflektoren & Leuchtgeschirr für Sichtbarkeit bei Dämmerung
- GPS-Tracker für Sofortortung
- Straßentraining: kontrolliertes Üben von Stopp- und Sitzsignalen
Was tun, wenn dein Hund wegläuft?
- Nicht hinterherrennen
- Zurück zum letzten Ort gehen
- Ruhig bleiben, nicht schreien
- „Verloren gehen" trainieren: Hund lernt, dich zu suchen
TIPP:
Professionelle Hilfe brauchst du, wenn dein Hund Schmerzreize ignoriert, nicht mehr auf Rückrufsignale reagiert oder ein so stark ausgeprägtes Jagdverhalten zeigt, dass er andere Tiere reißen oder töten will.
Fazit
Jagen ist kein Fehlverhalten – sondern ein Ausdruck uralter Triebe. Aber mit Konsequenz, Alternativbeschäftigung und Sicherheit kannst du den Alltag mit deinem Hund entspannt meistern.
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Viel Spaß beim Entdecken – und auf eine spannende Reise durch die Welt deines Hundes!
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