Scheinträchtigkeit bei der Hündin: Alles Wichtige im Überblick

Wenn die eigene Hündin plötzlich beginnt, Decken zusammenzutragen, ihr Lieblingsspielzeug wie einen Welpen zu behandeln oder sogar Milch zu bilden, sind viele Besitzer zunächst irritiert oder sogar beunruhigt. „Ist sie doch trächtig?“, „Muss ich sofort zum Tierarzt?“ oder „Ist das gefährlich?“.  Diese Fragen kommen schnell auf.

Die Antwort lautet in den meisten Fällen: Nein, deine Hündin erwartet keine Welpen, sondern durchlebt eine sogenannte Scheinträchtigkeit. Dieser Zustand ist weder ungewöhnlich noch zwingend krankhaft. Er gehört zum natürlichen Hormonzyklus der Hündin, kann aber dennoch sehr belastend sein, sowohl für das Tier als auch für seine Menschen.

Dieser Artikel soll dir ein umfassendes Bild davon geben, was hinter der Scheinträchtigkeit steckt, wie Sie die Anzeichen erkennen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und wann Sie professionelle Hilfe suchen sollten. Mit dem nötigen Wissen können Sie Ihrer Hündin die Unterstützung geben, die sie in dieser besonderen Phase braucht.

Merke:

Eine scheinträchtige Hündin ist nicht krank, sie befindet sich in einem hormonellen Ausnahmezustand. Verständnis und Ruhe sind die wichtigsten Hilfen, die Sie ihr geben können.

Was ist eine Scheinträchtigkeit?

Unter Scheinträchtigkeit versteht man einen hormonell bedingten Zustand bei Hündinnen, der meist sechs bis zwölf Wochen nach der Läufigkeit auftritt. Obwohl keine Befruchtung stattgefunden hat, verändert sich der Körper so, als sei eine Trächtigkeit eingetreten.

Die Symptome können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein. Manche Hündinnen wirken nur etwas ruhiger, andere verhalten sich, als hätten sie Welpen zur Welt gebracht. Es ist keine Seltenheit, dass sie dabei sehr fürsorglich, manchmal sogar übermäßig beschützend auftreten.

Evolutionär betrachtet war die Scheinträchtigkeit ein Vorteil: In Wolfsrudeln konnten auch nicht gedeckte Weibchen die Aufzucht von Welpen unterstützen. Durch Milchbildung und mütterliches Verhalten halfen sie, die Überlebenschancen der Jungtiere zu erhöhen. Was in freier Wildbahn sinnvoll war, ist heute für unsere Haushunde oft eine Herausforderung.

Tipp:

Betrachte die Scheinträchtigkeit nicht als „Defekt“, sondern als natürlichen Bestandteil des weiblichen Hundekörpers. Das Verständnis dieser Tatsache nimmt schon viel Unsicherheit.

Die hormonellen Hintergründe

Um die Scheinträchtigkeit wirklich zu verstehen, muss man den Zyklus der Hündin kennen. Nach jeder Läufigkeit, egal, ob eine Befruchtung stattgefunden hat oder nicht, steigt das Hormon Progesteron stark an. Dieses Hormon simuliert eine Trächtigkeit, indem es die Gebärmutterschleimhaut vorbereitet und den Körper in eine Art „Wartestellung“ versetzt.

Sinkt der Progesteronspiegel nach einigen Wochen ab, steigt gleichzeitig der Wert des Hormons Prolaktin. Prolaktin ist maßgeblich verantwortlich für die Milchbildung und das mütterliche Verhalten. Der Körper „glaubt“ also, es müssten Welpen geboren werden, auch wenn keine vorhanden sind.

Nicht jede Hündin reagiert gleich stark auf diesen hormonellen Wechsel. Manche bleiben völlig unauffällig, während andere sehr ausgeprägte Symptome entwickeln. Häufig sind es besonders sensible Hündinnen oder solche mit starkem Sozial- und Mutterinstinkt, die deutlicher reagieren.

Merke:

Scheinträchtigkeit ist keine Einbildung, sondern hormonell erklärbar. Der Körper deiner Hündin folgt biologischen Programmen, die tief in ihrer Natur verankert sind.

Typische Symptome einer Scheinträchtigkeit

Die Symptome lassen sich grob in körperliche und psychische Anzeichen unterteilen.

 

Körperliche Symptome können sein:

 

Psychische Symptome treten oft noch deutlicher auf:

Diese Phase hält in der Regel zwei bis vier Wochen an, manchmal auch etwas länger. Danach normalisiert sich der Zustand von selbst.

Tipp:

Versuche, die Symptome nicht zu verstärken. Wenn deine Hündin Spielzeug wie Welpen behandelt, nehme es vorsichtig weg. So verhinderst du, dass sich das Verhalten verfestigt.

Verhaltenstipps für den Alltag

Für Besitzer ist die Scheinträchtigkeit oft eine Geduldsprobe. Der Schlüssel liegt in einem ausgewogenen Umgang: liebevoll, aber nicht übertrieben nachgiebig.

Halten Sie Routinen ein, denn feste Strukturen geben Sicherheit. Spaziergänge, Fütterung und Ruhezeiten sollten wie gewohnt stattfinden. Leichte körperliche Bewegung wirkt positiv, da sie Stress abbaut und die hormonelle Balance unterstützt. Überlastung oder Hochleistungssport sind dagegen nicht empfehlenswert.

Achten Sie darauf, dass Ihre Hündin keine Gelegenheit bekommt, Milchbildung durch übermäßiges Lecken zu verstärken. Hier kann es helfen, Ablenkung zu schaffen, etwa durch Suchspiele, kleine Trainingseinheiten oder gemütliche Spaziergänge.

Merke:

Deine Hündin braucht keine Sonderbehandlung, sondern ein ruhiges, stabiles Umfeld. Normalität ist das beste Gegenmittel gegen hormonelle Ausnahmesituationen.

Wann zum Tierarzt?

Obwohl die Scheinträchtigkeit in den meisten Fällen harmlos ist, gibt es Situationen, in denen ein Tierarztbesuch sinnvoll oder notwendig ist.

Wenn die Hündin sehr stark leidet, deutliche Schmerzen zeigt oder ungewöhnliche Sekrete aus den Zitzen austreten, sollte unbedingt eine Untersuchung erfolgen. Auch wenn Fieber, Apathie oder ein schlechter Allgemeinzustand hinzukommen, muss abgeklärt werden, ob nicht eine ernsthafte Erkrankung, wie eine Gesäugeentzündung oder eine Gebärmuttervereiterung (Pyometra), vorliegt.

In schweren Fällen können Medikamente helfen, die Hormonproduktion zu regulieren. Diese Entscheidung sollte aber stets ein erfahrener Tierarzt treffen, da Eingriffe in den Hormonhaushalt sorgfältig abgewogen werden müssen.

Tipp:

Lieber einmal zu früh als zu spät zum Tierarzt gehen. Eine scheinbar normale Scheinträchtigkeit kann sich in seltenen Fällen zu einer ernsten Erkrankung entwickeln.

Ernährung und Beschäftigung

Auch die Ernährung kann in dieser Phase eine Rolle spielen. Viele Tierärzte empfehlen, die Futtermenge leicht zu reduzieren, wenn die Hündin zu Übergewicht neigt oder sehr träge wirkt. Eiweißarme Kost kann helfen, die Milchproduktion zu verringern. Wasser sollte dagegen immer ausreichend zur Verfügung stehen.

In Sachen Beschäftigung gilt: weniger ist oft mehr. Sanfte Aktivitäten wie Nasenarbeit, ruhige Spaziergänge oder kleine Gehorsamsübungen lenken ab und sorgen für Ausgeglichenheit. Überdrehte Spiele oder Ballwerfen sind dagegen eher kontraproduktiv, weil sie Stresshormone freisetzen können.

Merke:

Ernährung und Beschäftigung sollten in der Scheinträchtigkeit angepasst, aber nicht komplett verändert werden. Achte auf eine ausgewogene Balance zwischen Ruhe und Aktivität.

Vorbeugung und Kastration

Die einzige sichere Methode, wiederkehrende Scheinträchtigkeiten zu verhindern, ist die Kastration. Dabei werden die Eierstöcke (und manchmal die Gebärmutter) operativ entfernt, wodurch der Hormonzyklus unterbrochen wird.

Eine Kastration sollte jedoch wohlüberlegt sein. Sie bringt Vorteile wie die Vermeidung von Läufigkeit, Gebärmuttererkrankungen und eben Scheinträchtigkeiten, hat aber auch mögliche Nachteile wie Gewichtszunahme oder Fellveränderungen. Die Entscheidung muss individuell und nach Beratung mit einem Tierarzt getroffen werden.

Tipp:

Lasse dich nicht vorschnell zur Kastration drängen. Beobachte deine Hündin über mehrere Zyklen und entscheide dann, ob eine Operation der richtige Weg ist.

Praxisbeispiele

Aus der Arbeit mit Hundebesitzern zeigt sich, wie unterschiedlich Scheinträchtigkeiten verlaufen können.

Merke:

Jede Hündin reagiert anders. Lerne, die individuellen Signale deiner Hündin zu deuten, anstatt pauschal nach einem Schema zu handeln.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie lange dauert eine Scheinträchtigkeit?
Meist zwei bis vier Wochen, manchmal auch etwas länger.

Ist eine Scheinträchtigkeit gefährlich?
In der Regel nicht. Bei ungewöhnlichen Symptomen sollte jedoch ein Tierarzt aufgesucht werden.

Kann man die Scheinträchtigkeit verhindern?
Nur durch Kastration lässt sie sich sicher ausschließen.

Soll man der Hündin Spielzeug lassen?
Besser nicht. Spielzeug, das als „Welpenersatz“ dient, verstärkt das Verhalten.

Braucht meine Hündin Medikamente?
Nur in schweren Fällen oder wenn Komplikationen auftreten. Die meisten Scheinträchtigkeiten heilen von allein ab.

Fazit

Die Scheinträchtigkeit ist ein faszinierendes, aber manchmal anstrengendes Kapitel im Leben mit einer Hündin. Sie ist kein Grund zur Panik, sondern ein Zeichen dafür, dass der Körper deiner Hündin seinen natürlichen Zyklus durchläuft. Mit Wissen, Geduld und der richtigen Unterstützung kannst du diese Phase gut begleiten.

Am wichtigsten ist: Bleib ruhig, schaffe einen geregelten Alltag und beobachte aufmerksam. So gibst du deiner Hündin genau das, was sie in dieser hormonellen Ausnahmesituation am meisten braucht: Sicherheit, Liebe und Verständnis.

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